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TAGESSPIEGEL |
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Nachstehend ein Artikel, den ich vor einiger Zeit für den "Tagesspiegel" geschrieben habe. Leider wurde der Text durch den zuständigen Redakteur ein wenig verflacht. Aber urteilen Sie selbst, welche Version Ihnen besser gefällt:
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Zu Höherem geboren Eine junge Frau steuert das „Mazda“-Luftschiff über Berlin
von Andreas Heinzgen
Seit knapp zwei Wochen gehen auffällig viele Berliner und Touristen als Hans-guck-in-die-Luft durch die Hauptstadt. In New York wäre solches Verhalten angesichts der allgegenwärtigen Wolkenkratzer wenig verwunderlich, in einer Stadt, in der die Traufhöhe nahezu Verfassungsrang genießt, provoziert es jedoch neugierige Nachahmung. Folgt man also den staunenden Blicken, entdeckt man schnell den Grund für die Verrenkungen: Ein 47 Meter langes blaues Luftschiff, das im Auftrag des Autoherstellers Mazda gemütliche Runden am berliner Himmel dreht und die Blicke werbewirksam auf sich zieht. Gesteuert wird dieser Blimp, wie ihn die Amerikaner nennen, von einer jungen Frau: Katharine Board, zarte 24 Jahre alt, aber bereits seit fünf Jahren Fliegerin.
Damals schenkten ihre Eltern, entnervt von den jahrelangen Quengeleien der Tochter, sie wolle in die Luft gehen, der jungen Britin zum Geburtstag eine Stunde Flugunterricht - und verloren ihr Kind mit dem ersten Take Off endgültig an die Luftfahrt. Da sie, sei es aus elterlichem Trotz, sei es aus nüchterner Ökonomie heraus, nicht gewillt waren, eine komplette Flugausbildung zu bezahlen, arbeitete die Tochter bei einem Flugsportclub, übernahm dort den Telefondienst, schob Flugzeuge aus dem Hangar oder wieder hinein, betankte sie, und ließ sich in Naturalien, sprich Flugstunden, bezahlen.
Danach übte die zierliche Britin diverse Tätigkeiten aus, die alle im weitesten Sinne mit Luftfahrt zu tun hatten. Als ein Ballonunternehmen in London, bei dem sie tätig war, seinen Sitz in den Norden Großbritanniens verlegte, stand sie vor der Wahl, ebenfalls umzuziehen oder als Pilotin zu einer Schwesterfirma zu wechseln, die Luftschiffe herstellt und vermietet. Sie entschied sich gegen den Umzug und wurde, durch ihre nachfolgende Ausbildung, Mitglied eines äußerst exklusiven Clubs, denn die Zahl der Luftschiff-Piloten liegt mit weltweit 80 bis 90 unter der ausgebildeter Astronauten. Ob darunter weitere Frauen sind, kann Katharine nicht sagen - sie selbst jedenfalls weiß von keiner.
Mittlerweile ist das Luftschiff-Fahren der Britin liebste Form der Aeronautik. Besonders schätzt sie, daß während der Fahrten viel mehr Zeit bleibt, die Landschaft zu genießen, als in einem Flugzeug. Gleichzeitig aber hält sie das Fahren eines Blimps für deutlich anspruchsvoller, denn während der Fahrt müssen permanente Berechnungen über Gewichte und Windgeschwindigkeiten durchgeführt werden, um jederzeit über den Flugzustand des Gefährtes auf dem laufenden zu sein. Zudem bietet das Luftschiff ihr einmalige Perspektiven: Als beeindruckendstes Erlebnis schildert Katharine die Silvesternacht 1999, als sie mit ihrem Blimp über dem Neujahrsfeuerwerk von Barcelona schwebte.
Freizeit ist für die junge Luftschiff-Pilotin eher selten, denn rund 11 Monate pro Jahr ist Katharine Board beruflich in ganz Europa und den USA unterwegs und die verbleibende Zeit wird meist zur Pflege von Familie und Freundschaften benötigt. Aber selbst wenn sie denn tatsächlich einmal Zeit hat, so kann sie von der Fliegerei nicht lassen – allerdings geht es dann deutlich weniger geruhsam zu, als im Blimp: Katharine ist begeisterte Kunstfliegerin und entspannt sich bei Loopings, Schrauben, Sturzflügen und anderen Manövern, die Otto Normalfluggast wünschen ließen, er hätte niemals Nahrung zu sich genommen. Sie habe nun einmal den Magen dafür, bringt sie entschuldigend hervor, wenn ihr Gegenüber das Gesicht allein bei dem Gedanken an solche Abenteuer schmerzvoll verzieht. Für die Zukunft erhofft sich Kate, wie sie seit ihrem Schulabschluß genannt wird, daß, wie in den 30er Jahren, wieder Transatlantikfahrten mit luxuriösen Luftschiffen durchgeführt werden – die sie dann pilotieren möchte. Und wenn das nicht klappen sollte, kann sich die Frau mit dem Drang zu Höherem auch eine Karriere als Astronautin vorstellen.
Am Sonnabend führt der Tourplan Katharine und „ihr“ Luftschiff nach Dresden; im Juli wird der Blimp dann anläßlich der Love Parade wieder über Berlin unterwegs sein. Seine Pilotin freut sich schon auf die Rückkehr in die Hauptstadt, denn eine ihrer bevorzugten bodengebundenen Beschäftigungen ist es, in der Sonne zu sitzen - im Tiergarten, der ihr, wie sie versichert, einer der liebsten Orte in ganz Europa ist.
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... und hier, zum Vergleich, der Text des "Tagesspiegel".
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